Ich war Sonntag bei dem Lehrer. Ich hatte ihn über eine Online-Dating-Plattform kennengelernt - kurz nachdem ich mit den Aufzeichnungen begonnen hatte. Ich wollte mit ihm reden. Nach unserem ersten Treffen, welches Monate zurücklag, hatte er festgestellt, dass ich nicht seine Traumfrau sei. Am Sonntag kam er aus dem Urlaub zurück und hatte mich spontan via SMS auf einen Wein eingeladen.
Im Laufe des Abends "änderte sich seine Persönlichkeit". Anfangs schien er "normal" zu sein, d.h. schüchtern, ein guter Zuhörer. Allerdings nicht einfühlsam. Er meinte, ich sei verwirrt und gab sich besorgt. Aber nach einer Weile änderte er sich. Er wurde "eiskalt", verhielt sich wie ein Junge und erzählte er mir etwas, das mir ziemlich große Sorgen bereitete: Er sagte mir, er tue Frauen weh und dass sie selbst daran Schuld seien. Sie würden sich einbilden, sie seien in einer Beziehung mit ihm und könnten ihn ändern, aber niemand könne ihn ändern. Dieser Mann ist Vertrauenslehrer an einem Gymnasium. So weit ich weiß, unterrichtet er die Oberstufe. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das so gut ist. Zum Einen hat er mich gestalkt, er scheint einen ziemlichen Hang zu Alkohol zu haben, reißt Sprüche, die extrem asozial sind und tut Frauen weh, wobei er daran ja keine Schuld trägt, sondern die Frauen selbst... Polizei wusste/weiß Bescheid, aber offensichtlich ist der Zustand des Lehrers an den hiesigen Schulen normal.
Facebook
[...]
ich: Sag mal...
die Dinge, die Du mir am Sonntag über Dich gesagt hast... muss ich mir da irgendwelche Sorgen machen? Ich hatte den Eindruck, dass es Dir auch selbst damit nicht so gut geht
er: Nö, Du musst Dir keine Sorgen machen.
Mir geht es gut!
ich: okay... aber den Mädlz hinterher nicht
er: Kommt auf die Mädels an.
ich: ich meine... als ich Dich kennengelernt hab, schienst Du mir nett und schüchtern bzw. sehr zurückhaltend zu sein. Und nun so etwas. Zum Beispiel mir persönlich geht es damit nicht gut und ich denke den anderen auch nicht, weil ich nicht glaube, dass Du das einschätzen kannst. Es soll keine Beleidigung sein oder so, es ist halt nur mein Eindruck, dass Du kein Mitgefühl hast und dass es Dir letztendlich egal ist.
er: Dass es Dir nicht gut geht, tut mir leid. Das möchte ich nicht bewirken.
Wenn ich Dich verletzt habe, dann muss ich mich dafür entschuldigen.
ich: Diesen Eindruck habe ich nicht.
Weißt Du... ich hatte Dir ja gesagt, dass ich einige Leute kenne, die in gewisser Weise besonders sind
und bei Dir hatte ich das Gefühl, u.a. durch Dein Verhalten, dass da auch etwas ist
er: Ich möchte kein Teil Deiner Verschwörungstheorien werden, Nora.*
ich: was redest Du von irgendwelchen Verschwörungstheorien?
Es geht doch um Dich und das, was Du mir erzählt hast
er: Ich bin nicht besonders und ich war nicht besonders.
Ich wollte Dich nicht ärgern oder verletzen - und wenn ich es getan habe, tut es mir leid.
ich: Mit- oder Beileid suche ich nicht
er: Ich möchte weder das eine noch das andere vermitteln.
ich: dann halt Klartext...
Du hast mir gesagt, Du tust Frauen weh und sie seien selbst daran schuld
er: Das habe ich nicht gesagt - und das mache ich auch nicht mit Absicht.
ich: weil sie meinen sie könnten Dich ändern oder hätten eine Beziehung
er: ich habe gesagt, dass das zuweilen die Folge meiner Handlungen ist.
ich: Das hast Du gesagt... ich hab ein ziemlich gutes Gedächtnis und ich war nicht betrunken
er: Was möchtest Du eigentlich im Moment von mir?
ich: Ich weiß nicht, ob Du Dich im Griff hast
er: Ja, habe ich, da musste Dir keine Sorgen machen.
ich: Deine Art oder besser der plötzliche Wandel hat mich... joa
das war ein Schocker
er: Wie gesagt: Es tut mir wirklich leid - wenn es Dir nicht gut geht, wenn Du mich siehst, dann ist es wohl besser, wenn ich Dich nicht mehr kontaktiere.
ich: Du verstehst es falsch... Dich zu sehen, macht mir keine Angst. Warum auch?
wenn Du sagst, Du hasst Dich im Griff, dann ist's wohl so.
er: Nora*, ich glaube, das führt zu nichts. Ich mag Dich leiden, aber ich möchte niemandem wehtun.
Ich werde selbstverständlich darauf Rücksicht nehmen und Dich in Zukunft in Ruhe lassen.
[er versucht mich anzurufen]
er: Schade - ich hätte mich gern auch persönlich bei Dir entschuldigt. Ich habe nicht gewusst, dass es Dir so viel Nachdenklichkeit bereitet, mich zu treffen.
Aber - wie gesagt: Es ist nicht mein Ziel, jemandem emotional wehzutun. Wenn das doch eintritt, dann ist das nicht in Ordnung - und dann werde ich das selbstverständlich in Zukunft vermeiden.
Ich wünsche Dir alles Gute.
ich: Warum machst Du so ein Drama draus? Wenn Du mir versicherst, dass da nichts weiter dahinter steckt, dann ist es ok
er: Was soll denn dahinterstecken?
Ich will kein Drama draus machen - aber es scheint Dir ja nicht gut zu gehen, mich zu treffen. Sonst würdest Du mich nicht so anschreiben, wie Du es tust.
ich: Was weiß ich... Depressionen, Burnout ...
er: Das ist - wie gesagt - nicht meine Absicht.
Ich habe weder Burnout noch bin ich depressiv.
ich: Gut
Wenn doch... (nur für den Fall)
[...]
* Name geändert
In dem Dialog, den ich mit ihm führte, sieht man, wie er versucht sich herauszureden. Er negiert, dass er jemals so etwas gesagt hat, gibt es aber im gleichen Satz zu. Er differenziert seine Aussage und versucht mit allen Mitteln einer Konfrontation auszuweichen. Das zeigt mir, dass er weiß, dass das, was er tut, falsch ist. Die Empathie, die er in seinen Aussagen vorgibt, ist für mich persönlich, nicht echt. Er wirkt routiniert, wie eine Maschine. Seine Worte wirken auf mich wie Floskeln.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen