Eine Sache, die zwar etwas älter ist, die mir aber seltsam vorkam und rückblickend einer der ersten "Warnschüsse" darstellte, ist folgendes Ereignis:
Ich hatte gerade an einem Projekt gearbeitet. Chef A und B waren unterwegs. Kollegen gab es noch nicht; ich saß also allein im Büro. Chef A rief aus dem Auto an; seine Freundin fuhr ihn nach Belgien. Ich solle für ihn einen Flug buchen. Seine Freundin solle auch mit. Ihr Flug solle über die Bonuspunkte bezahlt werden. Ich ging online, suchte auf beiden Webseiten - nämlich auf der Seite der Airline und auf der Seite des Bonuspunkte-"Anbieters" - heraus. Als ich dann das ok bekam und die Flüge buchen wollte, stellte sicher heraus, dass die Seite des Bonuspunkte-Anbieters defekt war. Also rief ich Chef A an, sagte ihm das, gab neue Möglichkeiten durch, die ihm nicht gefielen. Das ging eine ganze Weile so weiter: Webseite des Fluganbieters checken, bei dem Bonusprogramm anrufen, fragen, welche Flüge es gibt und anschließend beim - nach einiger Zeit genervten - Chef A anrufen, dem die Zeit nicht passte. Er wollte unbedingt, dass seine Freundin zusammen mit ihm fliegt. Leider spielte da dass Bonuspunkteprogramm nicht mit, da es pro Flug nur eine begrenzte Anzahl von Flügen gab, die mit Bonuspunkten gezahlt werden konnten. Nach einer Weile konnte ich ihn dazu bringen, dass ich erst einmal den Flug für ihn buche. Ich hatte ja auch noch die Arbeit auf dem Tisch. Ich sagte ihm, dass ich mich erst einmal um etwas anderes kümmern müsse... und so wurde aus einem "Kannst Du mir einen Gefallen tun und meiner Freundin auch einen Sitzplatz in der Maschine buchen" ein Befehl: Er fing an, mich anzuschreien. Er sei der Chef und ich hätte gefälligst zu tun, was er sagt und so weiter...
Zwei Fliegen mit einer Klappe - er hat seiner Freundin indirekt zu verstehen gegeben, was bei "Befehlsverweigerung" passiert. Ich denke, man kann sagen, dass er sie auf diese Weise "trainiert" hat - jetzt wusste sie ja, was er erwartet und was passieren kann, wenn er nicht das bekommt, was er wolle. Und er hat mir gezeigt, welchen Wert ich in seiner "Welt" habe. Er hat mich devaluiert. Dieses prompte Anschreien mochte ich gar nicht. Ich hatte zuvor einen Arbeitgeber, bei dem ein Chef auch zu solchen plötzlichen Wutausbrüchen neigte - dort war es allerdings so, dass ihn Kleinigkeiten dazu trieben.
Chef B bekam das mit. Er arrangierte ein Treffen zwischen Chef A und mir. In einem Bistro. Er sollte mir mit über den Vorfall reden. Am Anfang entschuldigte er sich für seinen Ausraster. Er meinte, es sei falsch gewesen, weil es ja privat war. Ich verschüttete damals meinen Cappuccino... dann kam der Clou. Zum Schluss sagte er, dass ich ja wisse, dass er im Recht gewesen sei und die Reise seiner Freundin geschäftlich war. Mit diesen letzten Worten hatte er die Entschuldigung revidiert.
Warum reagiert ein maligner Narzisst oder Psychopath so?
Auf http://umgang-mit-narzissten.de habe ich eine passende Antwort entdeckt:
"19. Narzissten können sich nicht entschuldigen. Sie sind nicht in der Lage, einen Fehler einzugestehen. Das würde ihrem Bild in der Öffentlichkeit nur schaden. Sie sind davon überzeugt, niemals Fehler zu machen. Die Verantwortung für einen Fehler wird immer den anderen zugeschoben." [1]
Auch, wenn ein maligner Narzisst Dir wirklich weh getan hat und sich indirekt, z.B. über Botschaften mittels Bildern, entschuldigt, sollte man, so finde ich, diese "Entschuldigung" ignorieren.
Ich denke, würde man diese Art von Entschuldigung annehmen, dann würde man sein Handeln, also das Schaden von Menschen, indirekt unterstützen. Die Bereitschaft so eine Entschuldigung anzunehmen, zeigt ja auch, dass mein sein Handeln toleriert, finde ich. Und, ich denke, er lernt dadurch auch, dass sein Handeln keine Konsequenzen hat.
Warum der maligne Narzisst diese große Angst vor einer persönlichen, ehrlichen Entschuldigung hat, kann ich mir nur so erklären: Die Maske, die der maligne Narzisst aufsetzt, dient dazu eigene Schwächen zu überdecken. Mir scheint, er müsse er den Anderen zuerst quälen, damit er nicht zuerst gequält wird. Oder er tut es, weil es ihm Freude bereitet, wenn andere Menschen leiden - wobei er, denke ich, hier den Mitmenschen den Schaden zufügt, den der maligne Narzisst - nach seiner eigenen Ansicht und Einschätzung - selbst einmal erlitten hat (eine Frage der Selbstwahrnehmung).
Zum Einen zeigt mir das, dass der maligne Narzisst große Angst vor Mitmenschen und ein niedriges Selbstwertgefühl besitzt. Es sagt mir jedoch auch indirekt, was er von anderen Menschen erwarten könnte: Dass sie ihm in den Rücken fallen.
Ein Beispiel: Der maligne Narzisst hat große Angst davor, Fehler zu machen. Angenommen, er hat Angst, dass er für seinen Fehler ausgelacht wird. Würde er den Fehler zugeben, dann würde er dem Gegenüber den Grund, warum das Gegenüber den malignen Narzissten auslachen sollte, direkt auf dem Silbertablett servieren. Der maligne Narzisst erwartet genau das von einem Mitmenschen, was er selbst tun würde - nämlich den Anderen auslachen - und was er am meisten fürchtet.
Quellen:
[1] http://umgang-mit-narzissten.de/eigenschaften-narzissmus/, Eigenschaften von Narzissten, 21.05.2015
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