Sonntag, 17. Mai 2015

ich sei komisch

Heute war ein wichtiges Meeting angesetzt. Leider wusste ich nicht, wann genau es beginnt. Man konnte es mir nicht sagen. Deshalb kaufte ich früher als sonst vor der Arbeit frisches Obst, Gebäck und Milch.

Kurz nach 8 Uhr kam Chef A. Ich wusch zu diesem Zeitpunkt gerade das Obst mit Wasser ab und bereitete alles vor. Am Vortag hatte ich vergessen, den Geschirrspüler anzuschalten. Also reinigte ich anschließend noch vier Gläser und einen Teller in der Spüle.

Chef B kam ebenfalls und redete mit Chef A. Nach ihrem Gespräch kamen beide zu mir in die Küche. Sie fragten mich, warum ich das Geschirr mit der Hand abwusch, da wir doch eine Spülmaschine hätten, die ich nutzen könnte. Sie sagten mir, ich sei komisch und sie verstünden das nicht. Anschließend lachten beide.

Welche Folgen dieses Verhalten haben kann, beschreibt Marie-France Hirigoyen, Autorin, Psychotherapeutin und Familientherapeutin, in ihrem Buch "Masken der Niedertracht", meiner Meinung nach, sehr gut:

"[...]Spott darin besteht, sich lustig zu machen über alles und jeden. Die Stetigkeit dieser Haltung läßt das Mißtrauen einschlafen - das ist eben auch eine mögliche Lebensart -, aber sie schafft eine unangenehme Atmosphäre und führt zu einer Form von Kommunikation, die niemals ernsthaft ist, [...]" [1]

Desweiteren führt sie aus, dass Leute, die Spott verwenden, sich in eine Art Besserwisser-Position begeben. Es diene dazu, dass der Narzisst selbst seinen Kopf über Wasser halten könne. Das bedeutet, er möchte sicherstellen, dass er sich gut fühlt oder "über den Dingen steht". Um das zu erreichen, gehe er "[...] mittels destabilisierender kleiner Seitenhiebe zu Werke, mit Vorliebe in der Öffentlichkeit, ausgehend von einer unbedeutenden, manchmal intimen Angelegenheit, die er übertrieben ausmalt, wobei der bisweilen einen der Anwesenden als Verbündeten wählt. [...]" [2]




Quellen:

[1] Marie-France Hirigoyen, "Die Masken der Niedertracht" Seelische Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehren kann, S. 129, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 15. Auflage 2014

[2] Marie-France Hirigoyen, "Die Masken der Niedertracht" Seelische Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehren kann, S. 130, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 15. Auflage 2014

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